Trends

Neue Arbeitszeitmodelle

Die Arbeitswelt ändert sich! Großraumbüros weichen immer mehr innovativen Räumlichkeiten und auch hinsichtlich der Arbeitszeit gilt es, allmählich Anpassungen vorzunehmen.

Es wird Zeit...

In den 1810er Jahren forderte der Unternehmer Robert Owen erstmals die Beschränkung der Arbeitszeit auf acht Stunden. Er teilte den Tag auf in: acht Stunden arbeiten, acht Stunden Freizeit und acht Stunden schlafen. Erstmals eingeführt wurde der sogenannte Achtstundentag (mit vollem Lohnausgleich) 1856 in Australien. Es dauerte noch einige Jahre bis der Achtstundentag schließlich 1918 auch in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben ist. Noch heute arbeiten wir weitestgehend nach diesem Modell, welches nun schon mehr als 100 Jahre alt ist. Dabei hat sich die Arbeitswelt in vielen Branchen grundlegend geändert. Darüber hinaus sind weitere externe Faktoren zu berücksichtigen, welche dafür sorgen, Arbeitszeitmodelle zu modernisieren. 

Neue Schwerpunktsetzung unserer Werte

Mentale und körperliche Gesundheit ist wichtig, das sehen auch immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so. Immer mehr priorisieren eine gute Work-Life-Balance, welche nicht zuletzt von unserem Arbeitspensum abhängig ist. Da Arbeitszeit gleichzeitig Lebenszeit bedeutet, überlegen viele Beschäftigte, mehr Wert auf einen Ausgleich zum Berufsleben zu legen oder der Familie mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Flexiblere Arbeitszeitmodelle machen den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben deutlich einfacher. 

 

Demographischer Wandel

Auch der Demographische Wandel ist ein entscheidender Faktor für die Überarbeitung herkömmlicher Arbeitsmodelle. Arbeitnehmer:innen werden zunehmend älter. Überlastung, Burn-out, Stress und Co. führt auf lange Sicht zu vermehrten Krankheitsausfällen. Mit angepassten Arbeitsmodellen kann hier Prävention geleistet werden.

 

Folgen von Covid-19

Corona hat unsere Arbeitswelt zusätzlich auf den Kopf gestellt. Das Homeoffice wurde innerhalb kürzester Zeit flächendeckend eingeführt und funktionierte in den meisten Fällen überraschend gut. Viele Arbeitnehmer:innen fordern nun mehr Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und Arbeitsort. Hybride Modelle sind im Kommen. Unternehmen sind generell offener für Neues. Es bleibt spannend, welche Arbeitszeitmodelle sich langfristig etablieren. 

 

Digitalisierung

Viele Arbeiten lassen sich dank moderner Technik mittlerweile von überall aus bearbeiten. So benötigt ein Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Erledigung ihrer täglichen Aufgaben lediglich einen Laptop und Internetanschluss. In diesen Fällen entkoppelt sich der Job mehr und mehr von vorgeschriebenen Arbeitszeiten- und Orten. Die Digitalisierung fordert unter anderem neue Arbeitszeitmodelle, ist gleichzeitig aber auch eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass diese funktionieren. 

 

Was sind Arbeitszeitmodelle?

Unter Arbeitszeitmodellen versteht man die Vereinbarung zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in bezüglich der täglichen, wöchentlichen, beziehungsweise jährlichen Arbeitszeit. Diese sind in Arbeits- oder Tarifverträgen festgehalten. 

 

Wofür brauchen wir Arbeitszeitmodelle? 

Allein aus organisatorischen Gründen müssen Arbeitgeber:innen wissen,wann die Belegschaft oder auch Einzelpersonen anwesend sind. Aufgaben und Projekte müssen geplant und koordiniert werden. Gleichzeitig müssen Angestellte die Rahmenbedingungen nachvollziehen können. Grundsätzlich geben Regelungen also zunächst beiden Seiten Sicherheit. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht jedes Zeitmodell zu jedem Job und jeder Person passt. Mit verschiedenen Modellen kann auf die einzelnen Bedürfnisse Rücksicht genommen werden. 

Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?

Im Folgenden erläutern wir jeweils kurz die verschiedenen Arbeitszeitmodelle. Neben den Klassikern finden sich hier auch echte Newcomer wieder. 

 

Vollzeit

Absoluter Klassiker ist das Vollzeitmodell. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt in der Regel 40 Stunden, das heißt acht Stunden Arbeit pro Tag für fünf Tage die Woche. Vorgeschriebene Pausen werden hier nicht mitgerechnet.  

 

Teilzeit

Die Teilzeitarbeit ist nicht fest in Stunden definiert. Klar ist, dass in diesem Modell weniger Wochenstunden erbracht werden müssen als im regulären Vollzeitjob. Die Arbeit kann entweder an bestimmten Tagen die Woche durchgeführt werden oder täglich in weniger Stunden. 

 

Gleitzeit

Bei diesem Modell wird seitens des Unternehmens eine tägliche Kernarbeitszeit festgelegt, welche bestimmt, wie viele Stunde die Mitarbeitenden arbeiten beziehungsweise zu welcher Zeit sie unbedingt anwesend sein müssen. Üblich ist beispielsweise eine Kernarbeitszeit von zehn bis 15 Uhr. Außerhalb dieses Zeitfensters können die Arbeitnehmer:innen selbst entscheiden, wann sie beginnen und Feierabend machen. Überstunden genauso wie Minusstunden werden auf ein sogenanntes Gleitzeitkonto gebucht und müssen von den Arbeitnehmer:innen ausgeglichen werden.  Eine gute Selbstorganisation der Mitarbeitenden ist hier entscheidend. 

 

Schichtarbeit

Die Schichtarbeit teilt sich auf in Früh- , Spät- und gegebenenfalls Nachtschicht. Mitarbeitende arbeiten in mehreren Schichten hintereinander. Vorwiegend findet dieses Modell in der Produktion Anwendung. 

 

Home Office

Das Homeoffice dürfte uns spätestens seit dem letzten Jahr sehr bekannt vorkommen. Hier ist weniger die Arbeitszeit als der Arbeitsort entscheidend – nämlich das eigene Zuhause. Auch hier kann das Unternehmen aber feste Arbeits- bzw. Anwesenheitszeiten festlegen. In vielen Fällen wird die Arbeit im Homeoffice jedoch mit dem Gleitzeitmodell kombiniert. 

 

Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit/Mitarbeit auf Abruf

In diesem Modell geben Unternehmen ein Stundenkontingent vor, welches Arbeitnehmende innerhalb eines bestimmten Zeitraums abarbeiten. Dabei können Arbeitgeber:innen die Arbeitnehmer die Mitarbeitenden flexibel einsetzen, wann immer sie sie brauchen. Feste Arbeitszeiten gibt es nicht. Grundsätzlich gilt jedoch, dass die jeweilige Beschäftigung einige Tage vorher angekündigt werden muss. 

 

Alternative Arbeitszeitmodelle

Kienbaum befragte gemeinsam mit Kununu Arbeitnehmer:innen bezüglich ihrer Wünsche und Bedürfnisse rund um Arbeitszeit- und Ort. Mehr als 90 Prozent der Angestellten haben den Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten. Diese sorgen für mehr Motivation und Zufriedenheit. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Arbeitsleistung aus und freut die Geschäftsführung. Weiterhin sind Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten auch bei potenziellen Bewerber:innen attraktiv. Welche alternativen Arbeitsmodelle es mittlerweile gibt, zeigen wir im Folgenden. 

 

Job Sharing

Haben Sie schonmal darüber nachgedacht Ihren Job mit einer anderen Person zu teilen? Auch wenn der Wunsch nach Entlastung da ist, ist dies wohl ein eher abstrakter Gedanke. Für Unternehmen, welche eine Vollzeitstelle besetzen möchten, aber nur geeignete Bewerber:innen in Teilzeit finden, ist dieses Modell jedoch nicht so weit hergeholt. Zwei Personen bringen die doppelte Erfahrung mit in den Job, benötigen zusammen dabei aber nur ein Gehalt. Die Arbeit wird aufgeteilt, entweder täglich oder wöchentlich abwechselnd. Dabei können die Angestellten ihrer Teilzeittätigkeit nachgehen, während Arbeitgeber:innen vermutlich weniger Krankheitsausfälle und Co. beklagen müssen. 

Jahresarbeitszeit 

Dieses Modell gibt den Arbeitnehmer:innen die Arbeitszeit für ein ganzes Jahr vor. Die Aufteilung der Arbeitszeit über das Jahr kann dabei in Absprache mit der/dem Arbeitgeber:in flexibel erfolgen. 

 

Lebensarbeitszeit

Bei diesem Modell verzichten Mitarbeiter:innen auf einen Teil ihres Lohns oder Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. Die Beträge werden stattdessen auf ein Konto eingezahlt, das sogenannte Lebensarbeitszeitkonto. Das Gesparte kann später unbezahlte Auszeiten, verlängerte Elternzeit, Altersteilzeit oder einen früheren Renteneintritt finanzieren. 

 

Sabbatical

Ein sogenanntes Sabbatical beschreibt eine Auszeit, welche jedoch befristet ist. Dies kann sich auf wenige Monate beschränken, aber auch bis zu einem Jahr dauern. Nach der Auszeit kehren Arbeitnehmer:innen meist motivierter und auch erfahrener zurück. Die Zeit des Nicht-Arbeitens kann beispielsweise durch aufgebaute Überstunden, angesparten Urlaub oder den Verzicht auf Teile des Gehalts finanziert werden. 

Tipp: Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte Fünf-Jahres-Modell. Hier arbeitet die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer vier Jahre lang in Vollzeit mit reduziertem Gehalt und bezieht anschließend im fünften Jahr den gleichen Lohn während nicht gearbeitet wird.

Arbeitszeitmodelle und die Gesundheit

Das häufigst verbreitetste Modell der Arbeitszeit ist die Vollzeitarbeit. Je nach Branche kommt dann noch die Schichtarbeit und mit einigen Personen die Teilzeit hinzu. Die Auswahl des Zeitmodells kann allerdings durchaus Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeitenden haben. 

Insbesondere Mitarbeiter:innen im Vollzeitjob haben oft Probleme damit, Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Burn-out und Stress sind oft die Folge einer Überlastung. Aber auch Arbeitnehmer:innen in flexiblen Zeitmodellen können gesundheitsgefährdet sein. Ohne feste Arbeitszeiten oder einen vorgegebenen Rahmen neigt man häufig dazu, zu viel zu arbeiten. Dies kann auf Dauer ebenfalls krank machen. Hier gilt es, der Belegschaft zu verdeutlichen, dass die Leistung nicht in Stunden gemessen wird. Auch Führungskräfte sollten in diesem Punkt als Beispiel vorangehen. Die Schichtarbeit birgt dagegen nochmals andere Gefahren. Die Arbeitszeiten wechseln in regelmäßigen Abständen. Hierauf muss sich nicht nur die Familie einstellen. Auch die Freizeit gestaltet sich dahingehend schwierig. Insbesondere der gesundheitliche Aspekt ist bei der regelmäßigen Umstellung von Arbeits- und Ruhezeiten zu beachten. Der stete Wechsel zwischen frühem Aufstehen und langem Arbeiten, womöglich auch noch Nachtdiensten ist eine deutliche Belastung für den Körper. Es können sich neben psychischen, auch physische Probleme entwickeln.

 

Innovative Ansätze

8 - 3 = 5

Produktive Arbeit muss nicht immer acht Stunden pro Tag dauern. Kann sie auch eigentlich gar nicht. Unser Gehirn kann sich in etwa vier bis sechs Stunden gleichbleibend konzentrieren. Alle Arbeit darüber hinaus ist weniger produktiv. Das gilt übrigens auch, wenn wir nach der produktiven Phase regelmäßig Pausen machen. Ist es dann überhaupt sinnvoll so viele Stunden jeden Tag zu arbeiten?

Einige Unternehmen testen für sich den sogenannten Fünfstunden-Tag. In fünf Stunden soll die gleiche Arbeit erledigt werden wie zuvor in acht – danach ist Feierabend. Geht das? Das geht, wenn innerbetrieblich einiges umstrukturiert wird. Ablenkung ist tabu, um intensiv und möglichst produktiv zu arbeiten. Weiterhin sollten auch Meetings zeitsparend verlaufen. Pausen gilt es, weniger zu zelebrieren. Gespräche bei einer Tasse Kaffee sollten daher bei diesem Modell eher auf den Feierabend verschoben werden. Dafür ist dieser dann zu einer Zeit, in der viele gerade erst ihre Mittagspause machen.  

 

Wenn Freitag der neue Samstag wird

In der 4-Tage Woche wird die wöchentliche Arbeitszeit auf vier Tage in der Woche beschränkt. Das Wochenende verlängert sich dadurch um einen Tag. 

Ein Experiment in Island zeigt: die Personen, welche vier Tage die Woche arbeiteten vermerkten weniger Stress und einen besseren privaten Ausgleich. Weiterhin sei  bei ihnen im Gegensatz zur Kontrollgruppe, welche regulär von Montag bis Freitag arbeiten ging, das Burn-out Risiko gemindert. Die Arbeit mache zudem mehr Spaß. Die gesteigerte Lebensqualität wirkt sich letztlich positiv auf den Job aus. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass eine zusätzliche Belastung entstehen kann, wenn die wöchentlichen Aufgaben nicht weniger werden, jedoch in kürzerer Zeit absolviert werden sollen. Außerdem gilt an den vier Arbeitstagen weiterhin Vollzeit, das heißt bis zu 10 Stunden im Job. 

WICHTIG: Diese neuen Arbeitsmodelle passen natürlich nicht zu jeder Stelle und jeder Branche. Eine 4-Tage-Woche in Pflegeberufen würde beispielsweise weniger Sinn machen. Auch in der Produktion müssten mehr Leute eingestellt werden, wenn die Schichtzeiten verkürzt werden. Weiterhin ist zu bedenken, dass das herkömmliche acht-Stunden-Arbeitsmodell in Jobs, in welchen es weniger um Kreativität geht, noch gut funktioniert. Eine Patent-Lösung gibt es also nicht. Wie neue Arbeitszeitmodelle beispielsweise in Pflegeberufen aussehen könnten, findet sich hier

 

Gesellschaftliche Strukturen wandeln sich und so auch unsere Arbeitswelt. Modelle werden flexibler. Arbeitnehmer:innen können ihre Work-life-Balance selbstbestimmter gestalten. Auch die Unternehmen profitieren von zufriedeneren Mitarbeiter:innen. Dennoch muss beachtet werden, dass nicht jedes Arbeitsmodell zu jedem Unternehmen passt. Vor der Einführung ist eine Testphase daher unabdingbar. 

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